Ehrenamt-Börse für Systemadmins

Manche Einrichtungen wie KiTas und Schulen, aber auch Gruppen wie WGs oder lokale Bürgerinitiativen und -aktionen haben Bedarf an IT-Expertise und Tools. Doch dem Bedarf scheint eine große Technikohnmacht gegenüber zu stehen und so sind rein pragmatisch gedacht deutlich weniger Projekte in der Mache als es möglich wäre.

Ich hatte heute ein sehr interessantes Gespräch mit einem Erzieher aus einer Kindertagesstätte (KiTa) über den Bedarf an Datenschutzkonformen, administrativen Tools für die Mitarbeiter*innen, Eltern und indirekt Kinder. In dem Gespräch kam vor allem heraus, dass mit vielen Dokumenten, Listen und Bildern von und für Kinder umgegangen wird. Involvierte Parteien sind die Kinder selbst, die Eltern und die Mitarbeiter*innen der Einrichtung. Es müssen Abläufe dokumentiert und beispielsweise Bilder sicher und Datenschutzkonform aufbewahrt, verarbeitet und an die Eltern weitergegeben werden. Dieser Bereich ist nur einer von vielen, die das Potenzial von moderner Technik noch in keinster Weise ausnutzen.

Ein anderes Beispiel sind Wohngemeinschaften. In meiner WG biete ich allen zum Beispiel mit Nextcloud kostenfrei eine dezentralisierte Plattform für Dokumente, Einkaufslisten und Bildern an. Verschlüsselt auf privaten Servern, ohne das Google oder Amazon unsere Daten zu Gesicht bekommen oder wir von diesen Betreibern abhängig wären. Mit verhältnismäßig geringem Aufwand kann ich diese Dienstleistung auch anderen WGs anbieten. Ebenso kann ich mir vorstellen, in meiner Freizeit ehrenamtlich die KiTa auf ihrer digitalen Reise zu begleiten. Ich finde solche Tätigkeiten zum einen wichtig um eine Scherenbewegung von “unten” und “oben” zu erzeugen, also in entgegenkommender Richtung zu Staat und den Kommunen. Zum anderen finde ich es für mich persönlich sehr lohnenswert an verhältnismäßig kleinen Projekten direkt mit Menschen in Kontakt zu kommen denen meine Expertise eine Hilfe ist. Etwas, das mir an der hoch professionalisierten und mechanischen Arbeit oft fehlt.

Auf Basis dieses Gesprächs und der Überlegungen kam mir dann die Idee einer Art Börse um interessierte Systemadministrator*innen mit Projekten und Personen in Kontakt zu bringen, die in erster Linie einfach und unkompliziert technische Unterstützung gebrauchen können. Und sei es nur, um den Anfang zu machen und mit einem Projekt loszulegen aus dem sich später mehr entwickelt.

Eine Börse für das Ehrenamt Systemadministration

Im ersten Moment geht es um die Vermittlung auf ehrenamtlicher Basis. Um die Breitstellung womöglich dezentraler, quell-offener Dienste für Projekte, die die Systemadministrator*innen als gut und wichtig ansehen. Im gegensatz zu großen Betreibern geht es hier um Nähe, Vertrauen und die Last auf viele Individuen zu verteilen. Es geht darum eine persönliche Bindung aufzubauen zwischen den Nutzer*innen und Dienstleister*innen. Eine Systemadministratorin soll sich eine Liste an, womöglich lokalen, Projekten anschauen und wenn persönlicher Bezug bzw. ein Interesse entsteht kleinere IT-Dienstleistungen anbieten um die Menschen des Projektes zu unterstüzen.

Finanziell sollte es zu beginn im Standardfall eine Kostendeckung für die Infrastruktur geben, sodass durch das Ehrenamt bis auf die Arbeitsstunden keine zusätzlichen Kosten entstehen. Im späteren Verlauf von Projekten könnten Spenden oder gar richtige Projektverträge oder Ähnliches eine Vergütung für die Arbeitsleistung einführen. Denn eines ist ganz klar, ein Ehrenamt ist eine tolle Sache und in manchen Fällen ein gutes und schnelles Tool um Projekte, vor allem mit größeren Hürden oder wenig finanziellen Anreizen, voran zu treiben. Aber letztlich ist es ebenfalls harte Arbeit, die ab einer gewissen größe im Ehrenamt nicht mehr zu stemmen ist. Möglicherweise ergeben sich hier also fortlaufende Synergien.

Für größere Projekte können sich dann auch noch mehrere Administrator*innen zusammen finden und gemeinsam ihre Freizeit für die Projekte aufteilen.

In weiteren Schritten können zusätzliche Dinge vereinfacht und vorangetrieben werden wie Projekt- und Arbeitskategorien und Wissensdatenbanken um Erfahrungen auszutauschen und wiederkehrende Themen zu vereinfachen.

Die Plattform müsste außerdem den Aufwand für Datenschutzrechtliche Prüfung etc. erleichtern um den Ehrenamtlichen die Hürden zu verringern. Hier wird es interessant. Es müssen vermutlich Kooperationen und Gespräche mit Datenschutzbeauftragten und Rechtler*innen geführt werden um die einsetzbaren Lösungen und Tools zu prüfen und zu genehmigen. Vermutlich muss es auch einen Satz an Mindestanforderungen je nach Sparte und Use-Case geben. Es müssen Fragestellungen rund um Haftbarkeit etc. geklärt werden.

In Zukunft könnte die Plattform durchaus rund um die Vermittlung von ehrenamtlicher Arbeit weiter gedacht werden und auf viele weitere Bereiche ausgeweitet werden.

Utopie oder eigentlich ganz gescheit?

Ich habe mich bis auf das Gespräch und einen Nachmittag Überlegung noch nicht weiter mit diesem Thema beschäftigt. Es kann also gut sein, dass es so eine Plattform schon gibt und ich es nur nicht weiß. Vielleicht ist es auch zu sehr verallgemeinert und es gibt viel bessere Wege für diese Zusammenarbeiten. Vielleicht ist ein Ehrenamt auch überhaupt nicht das richtige Tool für solche Themen. Womöglich werden diejenigen, die so ein Ehrenamt wollen, dieses bereits ausführen und ein Tool ist hier überflüssig. Es gibt für mich noch viele Fragen zu diesem Thema zu ergründen.

Meine Hoffnung für so eine Plattform ist jedenfalls mehr Menschen zusammen zu bringen um an tollen Projekten mit vor allem menschlicher Komponente zu arbeiten. Ich habe viele Jahre im Ehrenamt gearbeitet und weiß wie gut und schön es sich anfühlt, ganz im Kleinen und Direkten mit Menschen um ihren Alltag zu erleichtern. Ich möchte einfach mehr davon sehen, dass fachlich talentierte Expert*innen ihre Fähigkeiten auch ganz konkret und einfach für gute und wichtige Projekte einsetzen können. Und wenn es nur als Ausgleich zum Job in der Industrie ist.

Was ich beschrieben habe ist nur eine vage Idee, es gibt dazu bisher keine konkreteren Pläne. Wenn dich das Thema ebenso interessiert und du Gedanken dazu hast, gerne melden.

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