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Aus der Kirche austreten?
Der Aufschlag für die folgenden Zeilen macht ein Video von MrWissen2Go: Gottloses Deutschland? Warum die Kirchen ein Problem haben. Am Ende des Videos fragt Mirko nach Meinungen und insbesondere danach, was die Kirchen unternehmen müssten damit ich Teil dieser Institution bleibe.
Vorweg sage ich gleich, meinen Glauben an Gott im Christlichen Sinne habe ich schon vor langer Zeit “verloren” bzw. hat sich dieser, wie vermutlich bei vielen, transformiert und an die Moderne angepasst.
Mein Glaube hat sich gewandelt
Viele Themen, die bei mir Zuhause und meinen Eltern nicht so wichtig waren sind mir im Laufe der Zeit, vor allem später im Studium, sehr wichtig geworden. Allem voran wissenschaftliche Arbeit, Logik und kritisches Denken. Aber auch moderne sozialwissenschaftliche Themen aus den Bereichen der Diskriminierung, des Rassismus und anderer Institutioneller und Systemischer Natur. Auch philosophisch und moralisch hat sich vieles in meinen Augen weiterentwickelt. Nicht zuletzt sind auch die aktuellen Grundpfeiler unserer Gesellschaft, wie Kapitalismus und Demokratie, einzigartig in ihrer Beschaffenheit und Herkunftsgeschichte.
All diesen Themen hinkt die Kirche als Institution und der Christliche Glaube als solcher heute hinterher. Auf die bedeutsamen Fragen von heute gibt es vielleicht noch im moralischen und philosophischen Kern des Glaubens versteckte, grundlegende Antworten, die in diversen Bibelkreisen besprochen werden. Praktisch zugänglich und auf moderne Gegebenheiten angepasst sind diese allerdings bei weitem nicht.
Aus diesem Grund werde ich auch aus der Kirche austreten. Sowohl mit dem Glauben an und für sich als auch ganz praktisch mit der Institution Kirche kann ich mich heute nicht mehr identifizieren und bin der Meinung, etwas neues muss diese entstehende Lücke in der Gesellschaft auffüllen um das verbleibende Gute im Kern zu bewahren und fortzuführen.
Was also müsste die Kirche meiner Meinung nach tun?
Es müsste wie damals unter Martin Luther eine Reformation her, eine konkrete, neue Aufstellung der Werte, Moral, ja der Auslegung des Glaubens den neuen Erkenntnissen aus Natur- und Gesellschaftswissenschaften angepasst.
Ein Grundbaustein dabei sollte meiner Meinung nach sein: die Forschung als solches ist uns von Gott geschenkt um uns weiter zu entwickeln und jeder Mensch ist so vollkommen wie er sich selbst sieht. Denn jeder ist mit deutlich mehr Unwissenheit als mit Wissen ausgestattet und so ist es nur natürlich, dass sich niemand anmaßen sollte über einen anderen Menschen mehr zu wissen als eben jener Mensch. Fehler machen und auf dem Weg zu stürzen ist natürlich und was Gott von uns erwartet ist wieder aufzustehen, zu hinterfragen und den nächsten Schritt zu tun.
Selbst wenn ich nicht mehr “den Weg zurück zum Christlichen Glauben” finde, in einer reformierten Kirche der Moderne, welche sich aufrichtig den heutigen Problemen und Fragestellungen stellt, sehe ich viel Potential und großen Wert. Denn die Kirche hat eine Sonderstellung. Als eine Institution die per Design durch Moral und Philosophie ein Stück abseits von Wirtschaft und Politik steht, in der Lage ist aus zwei, drei Schritten Entfernung zu urteilen kann sie aus dieser Position heraus ein Gegengewicht darstellen und kritische Fragen stellen. Ein Moralischer Kompass funktionieren nur so gut wie er auch geeicht ist und so wie ich das sehe brauchen wir einen institutionellen, moralischen Kompass der fragt “Ja, ich kann das so machen… aber ist es auch das Richtige?”
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